Raus aus der Co-Abhängigkeitsfalle

Nicht gemeinsam untergehen

Ihr Partner, ein enger Freund, Ihre Eltern, Kinder oder andere Angehörige sind suchtkrank? Sie möchten helfen, wissen aber nicht mehr, wie? Sie sind selbst schon mit Ihren Kräften am Ende? Wichtig ist, die Sucht als Krankheit zu akzeptieren und auch auf sich selbst zu achten. Sie können es schaffen, sich aus dem Abwärtsstrudel zu befreien. Geben Sie (sich) bei aller Sorge um Ihre Angehörigen nicht auf!

Eigene Betroffenheit erkennen

Wichtig zu wissen ist: Eine Sucht beeinflusst die ganze Familie. Fachleute gehen davon aus, dass beispielsweise eine Alkoholkrankheit etwa vier bis fünf Angehörige betrifft. Deren Gedanken, Aktivitäten und Gefühle drehen sich oft nur noch um die Sucht: Warum ist er/sie süchtig? Bin ich schuld? Wie und wo kann ich ihn/sie entlasten? Wie verhindere ich seinen/ihren Konsum? Wie verheimliche ich die Sucht des mir nahestehenden Menschen?

Achten Sie auch auf sich selbst!

Diese vielen Fragen sind typisch, wenn eine Sucht das Leben einer Familie bestimmt. Experten sprechen von parallelen Verhaltensweisen und Co-Abhängigkeit. Angehörige verdrängen die Probleme, hängen sich an Hoffnungen, dass alles wieder gut wird, vermitteln nach außen das Bild einer heilen Welt. Dabei übernehmen sie immer mehr Verantwortung für den Suchtkranken. Das kann bis zur Selbstaufgabe reichen und z. B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder sogar schwere Krankheiten verursachen. Achten Sie auf sich, damit Sie sich aus diesen Verstrickungen lösen können!

Tipps für kritische Situationen

Nur wenn Sie sich selbst ernst nehmen und etwas für sich tun, können Sie anderen helfen. Denken Sie dabei immer auch an sich und gegebenenfalls Ihre Kinder.

Belügen Sie sich und andere nicht mehr. Trauen Sie Ihrem Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Ein Gegner, dem wir uns bewusst stellen, lässt sich viel leichter bekämpfen.

Sucht ist eine anerkannte Krankheit wie andere auch. Informieren Sie sich über Behandlungsangebote, Beratungsstellen und Fachkliniken – auch für sich selbst und andere Angehörige wie z. B. Ihre Kinder.

Verkriechen Sie sich nicht wie in einem Schneckenhaus. Verstecken Sie sich und das Problem nicht mehr! Vieles wird einfacher, wenn Sie mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe wie dem Freundeskreis darüber sprechen. Auch enge Freunde sowie Ärzte und Therapeuten können Ihnen weiterhelfen. Doch wichtig ist, dass Sie den ersten Schritt machen.

Achten Sie stärker auf sich und andere Angehörige. Nehmen Sie Ihre eigenen Grenzen wahr und handeln Sie danach – auch wenn dazu schmerzhafte Entscheidungen nötig sind, etwa indem Sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Sie verlassen nicht den Menschen, den Sie lieben, sondern Sie unternehmen etwas gegen seine/ihre Sucht.

Sprechen Sie mit Ihren Kindern und nehmen Sie deren Gefühle wahr. Kinder und Jugendliche lieben ihre Eltern und möchten sie natürlich schützen. Dadurch übernehmen sie oft zu viel Verantwortung oder isolieren sich gegenüber anderen, sodass sie anfälliger für eigene Suchtprobleme oder psychische Erkrankungen werden.

Fragen und Antworten

Nein, natürlich nicht. Ihr Partner entscheidet das jeden Tag aufs Neue. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Sie und Ihr Partner haben aber einen Anteil an der Situation, die sich über die Jahre aufgebaut hat. Wichtig ist zu erkennen, wer welchen Anteil hat und wie Sie das eigene Verhalten ändern können, um sich selbst und Ihre Familie zu schützen.

Hilfe zu suchen ist der erste Schritt, sich mit der belastenden Situation und der Sucht des Partners / der Partnerin auseinanderzusetzen. Informieren Sie sich in einer Beratungsstelle und reden Sie mit den Menschen aus den Freundeskreisen. Was Sie sonst noch tun können, erfahren Sie hier!

Ziehen Sie klare Grenzen und bleiben Sie konsequent. Es bringt absolut nichts, über das Konsumieren von Suchtmitteln mit einem/einer Suchtkranken zu diskutieren. Einen anderen Menschen können wir nicht ändern. Was wir aber ändern können, ist unser eigenes Verhalten.

Übernehmen Sie wieder Verantwortung für sich. Decken Sie nicht weiter das Verhalten des Suchtkranken, sondern reden Sie über die Situation mit Ihren Kindern, Ihren Freunden, Kollegen oder den Menschen in einer Selbsthilfegruppe.

Ja, natürlich. Sie sind jederzeit willkommen. Auch Angehörige brauchen den Austausch mit anderen Menschen, die Ähnliches erlebt haben oder immer noch erleben. Eine Selbsthilfegruppe ist da häufig die einzige Anlaufstelle.

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